Rohstoffe sind eine eigene Anlageklasse. Sie können durchaus ein Wertpapierdepot aufwerten. Das liegt daran, dass die Wechselwirkungen mit anderen Anlageklassen wie Anleihen, Währungen oder Aktien, sehr gering sind. Wer die positiven Wirkungen von Rohstoffinvestments für sein Depot nutzen will, kann schon seit langem auf Rohstoff ETF ’s setzen. Allerdings gibt es dabei einiges zu beachten. Aber keine Sorge: Das alles klären wir in diesem Artikel.

Warum Rohstoffe an sich ein lohnenswertes Investment sind

Bevor Du Dich mit Rohstoff ETF ’s beschäftigst, solltest Du Dich mit den Vorteilen von Rohstoffen als Investment vertraut machen. Denn wenn Du das verstehst, kannst Du Dich der etwas komplizierten Materie ETF auf Rohstoffbasis zuwenden.

Wichtig: In einem breit ausgerichteten Depot bieten Rohstoffe eine ansprechende Diversifikation. Richtig investiert wirken sie sich positiv auf die Wertentwicklung aus.

Das hat viele Ursachen

Zum einen sind Rohstoffe Sachwerte. Als solche bieten sie einen Mehrwert, denn im Umfeld von steigenden Konsumentenpreisen legen sie in der Regel an Wert zu.

Außerdem sind die meisten Rohstoffe im Wert konjunktursensitiv. Das bedeutet, die Nachfrage nach Erdgas, Rohöl oder Metallen ist immer dann besonders hoch, wenn die Weltwirtschaft auf hohen Touren läuft.

Rohstoff ETF Wirtschaft
Läuft die Wirtschaft auf Hochtouren, ist die Rohstoffnachfrage ebenfalls sehr hoch.

Die Investition in Rohstoffe bietet eine strategische und langfristig lohnenswerte Perspektive. Denn die Ressourcen bei den Rohstoffen sind begrenzt. Und ein begrenztes Angebot führt schon bei der gleichbleibenden Nachfrage auf lange Sicht zu höheren Preisen.

Natürlich kommt es bei Rohstoffinvestments auf das richtige Timing an. Und auf das richtige Papier – denn niemand, der in Rohstoffe investiert, kauft diese physisch und lagert sie bei sich zuhause ein. Mal abgesehen von Edelmetallen, die man auch als Barren, Münzen oder Schmuck erwerben kann. Ansonsten setzt man als Anleger mit Interesse an Rohstoff-Investments besser auf Zertifikate und Aktien von Unternehmen mit einem entsprechenden Bezug, auf Xetra-Gold oder auf Investment-Fonds. Oder man investiert in Indexfonds, die so genannten Rohstoff ETF ’s.

Auch hier investierst Du als Anleger nicht in einen oder mehrere physische Rohstoffe. Du legst Dein Geld übrigens auch nicht in einen Index an, der die Preise einer Palette von Rohstoffen abbildet. In der Regel kaufen Rohstoff ETF ’s so genannte Futures. Das sind Termin-Kontakte.

So funktionieren Rohstoff ETF ’s

Und selbst hier erreichen ETF ’s mit Bezug auf Rohstoffe ihr Ziel mit einer seltsam anmutenden Art. Um den Index abzubilden, kaufen sie nämlich nicht einfach die Rohstoff-Futures, die diesem Index zugrunde liegen. Stattdessen investieren sie in eine Auswahl von Wertpapieren, die nichts oder nur wenig mit Rohstoffen zu tun haben und sich deshalb unabhängig von den Preisen für Rohstoffe entwickeln.

Um das Ziel zu erreichen, den Rohstoffindex zuverlässig abzubilden, geht das Management des Rohstoff ETF ’s eine sogenannte Swap-Vereinbarung ein. Die Partner dieser Swap-Vereinbarung sind der ETF und eine Investmentbank. Sie vereinbaren einen Austausch zwischen den Renditen des Wertpapierkorbes und des Rohstoff-Index. Das ist eigentlich ganz einfach.

Rohstoff ETF ’s können Verluste in sich bergen

Das Problem: Bei Rohstoff ETF ’s, die auf Terminkontrakten basieren findet keine Lieferung von Waren statt. Die zugrunde liegenden Futures versprechen einen Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft. Oft erwerben sie Terminkontrakte mit kurzen Laufzeiten. Diese Futures verfügen über die höchste Liquidität. Die Terminkontrakte müssen regelmäßig von einem Kontrakt zu nächsten umgeschichtet oder auch gerollt werden. Ist der Kontrakt mit der längeren Laufzeit, der beim Umschichten gekauft wird, etwa teurer als der auslaufende Kontrakt, wird durch das Rollen ein Verlust verursacht. Dieser wird als Rollverlust bezeichnet.

Rollverluste gelten für eine ganz normale Situation am Markt, wenn es einen Preisaufschlag gibt, den so genannten Contango.

Selten kommt es zu einer gegenteiligen Situation. Gibt es einen Preisabschlag, spricht man von Backwardation. Beim Rollen führt sie zum Rollgewinn.

Rolloptimierte Varianten

ETF auf Rohstoffe gibt es auch als rolloptimierte Versionen. Bei diesen ETF versuchen die Fondsmanager, durch ein geschicktes Verkaufen der Terminkontrakte den Rollmechanismus zu überlisten. In einer Contango-Situation etwa investieren sie in Futures auf einem flachen Punkt der Terminkurve. In der Backwardation-Situation wählen sie Kontrakte auf einem steil abfallenden Abschnitt der Terminkurve. Im ersten Fall wird der Verlust minimiert, im zweiten Fall der Gewinn maximiert. Und im günstigsten Fall gleichen sich Verluste und Gewinne aus. Das klingt kompliziert und ist es auch. Wie es funktioniert, darüber machen die Manager des ETF keine Angaben.

Rollverluste gelten für eine ganz normale Situation am Markt, wenn es einen Preisaufschlag gibt, den so genannten Contango.

Vorteile der Rohstoff ETF

Wenn Du in Zertifikate auf Rohstoffe investierst, nutzt Du die einfachste Art der Rohstoff-Investments. Sie sind klar von den Rohstoff ETF abgegrenzt. Allerdings sind Zertifikate auf Rohstoffe Schuldverschreibungen. Damit unterliegen sie immer dem Emittentenrisiko. Das heißt für Dich als Anleger: Schlittert der Herausgeber in eine Pleite, ist auch meist das von Dir investierte Kapital verloren.

Rohstoff ETF sicher
Rohstoff ETF ’s sind äußerst sicher, denn dein Kapital zählt als Sondervermögen.

Bei einem ETF auf der Basis von Rohstoffen kann Dir das nicht passieren. Das von Dir in den ETF eingebrachte Kapital zählt, wie das aller Anleger, als Sondervermögen. Geht die ausgebende Fondsgesellschaft in Konkurs, gehören die Einlagen also nicht zur Insolvenzmasse. Sie werden in einer unabhängigen Depotbank aufbewahrt und an die Anleger zurückgeführt.

Welche Rohstoffe für ETFs eine Überlegung wert sind

Wenn Du in ETFs auf Basis von Rohstoffen investieren möchtest, hast Du die Qual der Wahl. Denn diese Indexfonds gibt es mit vielen Schwerpunkten. Wie bei jedem anderen Investment mit einem Bezug auf Rohstoffe musst Du Dir auch bei Rohstoff ETF zunächst diese Fragen stellen:

  • Welche Rohstoffe steigen gerade?
  • Welche entwickeln sich gerade besser und warum?
  • Was beeinflusst die Preise für Rohstoffe?
  • In welche Rohstoffe sollte ich auf keinen Fall investieren?

Grundsätzlich unterscheidet man vier Rohstoff-Klassen:

Edelmetalle

Hierzu zählen Gold und Silber als Klassiker. Auch weniger oft gehandelten Metalle wie Palladium und Platin zählen dazu.

Industriemetalle

Wegen der industriellen Verwendung sind aber Metalle wie Nickel, Kupfer, Zinn und Zink deutlich konjunktursensitiver. Ihr Anlageerfolg hängt stark von den Kursen am Terminmarkt ab.

Rohstoff ETF Kupfer

Wenn Du zu den wenig erfahrenen Anlegern gehörst, dann sollten von Industriemetallen die Finger lassen.

Agrarrohstoff

Sie sind sehr umstritten. Inzwischen haben sich viele Kreditinstitute entschieden, nicht mehr in Indexfonds auf Lebensmittel zu investieren oder sie zu empfehlen. Studien schließen nicht aus, dass Spekulationen in Grundnahrungsmittel die Preise in die Höhe treiben.

Energie

Hierbei handelt es sich um ein klassisches Rohstoffinvestment, nicht nur für erfahrene Anleger. Investments in Gas und Öl helfen inzwischen bei geopolitische Krisen und dienen dem Schutz vor steigenden Preisen.

Beispiele für Rohstoff ETF ’s

In der Regel umfassen die breit aufgestellten Rohstoff ETF ’s alle 4 Bereiche: Edelmetalle, Industriemetalle, Agrarrohstoffe und Energie. Gewichtet werden sie aber je nach der Art des betreffenden ETF in unterschiedlichem Maße.

Der Roger InternationalCommodity (RICI) enthält zu 40 Prozent Futures auf Rohstoffe aus dem Bereich Energie. Mit 32 Prozent sind Agrarrohstoffe vertreten. Mit 14 Prozent bildet der ETF Industriemetalle und mit 11 Prozent Edelmetalle ab.

Der DB Liquid Commodity Optimum Yield Balance setzt auf ein ausglichenes Verhältnis der Rohstoff Bereiche. Zu 35 Prozent bildet er den Bereich Energie ab. Zu 30 Prozent setzt er auf Agrarrohstoffe. Mit 25 Prozent sind Metalle vertreten. Davon 18 Prozent Industriemetalle und 17 Prozent Edelmetalle.

Andere ETF ’s auf Rohstoffbasis bilden einen Rohstoff-Index ab. Beispiel ist hier der S&P GSCI. Dieser im Jahr 1991 von Goldman Sachs Commodity Index gebildete Rohstoffindex umfasst insgesamt 24 Rohstoffe. Sie werden nach ihrer Fördermenge und ihrem Preis gewichtet. Enthalten sind verschiedene Öl- und Gas-Sorten, Metalle und auch Nahrungsmittel. Grundlage bildet die Entwicklung von Terminkontrakten auf diese Rohstoffe. Sie werden an Börsen in den USA in in Großbritannien gehandelt.

Anders gestaltet ist der im Jahr 2012 ins Leben gerufene ComStage-ETF. Als Antwort auf die Kritik von Verbraucherschützern enthält er keine Agrarrohstoffe. Der ETF fährt eine Gleichgewichtungs-Strategie und gewichtet mit jeweils mit einem Drittel die Bereiche Energie, Edelmetalle und Industriemetalle.

Darauf solltest Du beim Investment in Rohstoff ETF ’s achten

Riskantes Investment

Bei Rohstoffen ist die Preisentwicklung immer sehr volatil. Selbst auf eine lange Sicht hin versprechen die Rohstoff ETF ’s nicht in jedem Fall Kursgewinne. Wenn Du Geld für eine bestimmte Anschaffung oder für Deine Altersanlage zurücklegst, solltest Du lieber auf andere Assetklassen ausweichen.

Risikofaktoren

Auch Faktoren, wie verschärfte Gesetze oder Regeln sowie Sanktionen, zum Beispiel gegen Förderländer oder hohe Ansprüche auf Schadensersatz wegen Umweltschäden können die Wertentwicklung negativ beeinflussen.

Ethische Bedenken

Bei Agrarrohstoffen und Tierprodukten solltest Du auch ethische Überlegungen walten lassen. Außerdem können hier unvorhersehbare Ereignisse, wie Missernten den Preis der Rohstoffe beeinflussen.

Fazit

Rohstoff ETF ’s sind im Grunde genommen interessante Investments. Willst Du Geld in diese Art von ETF ’s anlegen, solltest Du Dich allerdings genauer damit auseinandersetzen, wie der jeweilige ETF aufgebaut ist. In den Unterlagen über die ETF ’s, die von den Fondsgesellschaften ausgegeben werden, kannst Du die Zusammensetzung der ETF ’s erfahren.

Achte darauf, wie die Entwicklung an den entsprechenden Rohstoffmärkten ist. Kannst Du eine Entwicklung für Dich ableiten, dann entscheide Dich für den Rohstoff ETF, der diese Entwicklung am besten abbildet.

Beispiel Energie: Wenn Du zum Beispiel zu der Überzeugung gelangst, dass die Öl- und Gaspreise nach einem langen Tief wieder anziehen, solltest Du einen ETF wählen, der hauptsächlich auf Energie setzt. Das gleiche gilt für andere Rohstoff Bereiche.

Bleibe bei Deiner persönlichen Überzeugung. Wenn Du meinst, dass ein Investment in Agrarrohstoffe für Dich ethisch nicht vertretbar ist, setze auf einen ETF ohne oder nur mit wenigen Anteilen an Agrarrohstoffen. Informiere Dich jedoch, welche Art an Agrarrohstoffen vertreten sind. Nicht jeder ETF mit Agrarrohstoffen ist automatisch ein Preistreiber für Grundnahrungsmittel.

Bist Du kein Freund von Risiken? Dann solltest Du Dein Geld lieber nicht in Rohstoff ETF 's anlegen.

Denke bei jedem Investment daran: Du musst von der positiven Entwicklung der Branche überzeugt sein. Berücksichtige den Rat von Experten, nicht Dein ganzes Portfolio auf einen Rohstoff ETF aufzubauen. Nutze ihn stattdessen lieber als eine Beimischung für Dein Depot.

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