In diesem Beitrag zeige ich Dir, wie Du Aktien gezielt bewertest. Ein sehr wichtiger Grundstein für alle aktiven Anleger, denn ohne die Aktienbewertung läuft nichts. Woher sonst sollst Du wissen, welche Aktien die besten Zukunftschancen haben?
Da dieses Thema sehr umfangreich ist, zeige ich Dir in diesem Beitrag 10 wichtige Punkt, die Du unbedingt beachten solltest, um Aktien erfolgreich zu bewerten.
Und die gut bekannte Formel Unternehmenswert=Dividende:Risiko zur Aktienbewertung kannst Du am besten sofort vergessen. Denn was ist, wenn ein Unternehmen keine Dividende ausschüttet? Nach dieser Formel wäre es nichts wert … Du siehst also, dass Unternehmensbewertung essenziell wichtig ist.
Also lass uns starten und viel Spaß beim Bewerten! ?
Warum überhaupt Aktienbewertung?
Vielleicht fragst Du Dich jetzt genau an diesem Punkt, warum es überhaupt notwendig ist eine Aktienbewertung durchzuführen. Falls Du passiver Anleger bist, also in Fonds oder ETF‘s investierst, ist dieser Artikel irrelevant für Dich, denn hier ist so etwas nicht nötig.
Kommen wir jetzt aber zu dem Punkt, warum es überhaupt nötig ist und somit auch zu den Vorteilen für Dich!
Der Spaß
Fangen wir mit dem ersten und vielleicht eigenartigsten Vorteil an: Der Spaß. Ja Aktienbewertung kann richtig viel Spaß machen, wenn man ein wirklicher Zahlenfreak ist.
Die komplexen Zusammenhänge zu erfassen und letztendlich zu verstehen kann einem wirklich sehr viel Freude und auch Motivation verleihen. Probiere es einfach mal aus. Lies Dich in dieses komplexe Thema ein und wende das gelernte an. Du wirst sehen, dass wenn man mit der richtigen Einstellung an die Sache herangeht, Aktienbewertung zu einem wahren Vergnügen werden kann.
Besser als der Markt abschneiden
Ja, zugegeben, besser als der Markt abzuschneiden schaffen wohl nicht viele, trotzdem sollte es Dein Ziel als aktiver Investor sein, selbst langfristig den Markt zu schlagen. Ansonsten könntest Du ja einfach passiv in ETF‘s investieren und Dir die Rendite vom Markt „klar machen“ ?
Den Markt zu schlagen nennt man übrigens auch outperformen. Dies passiert nach einer Aktienbewertung dann, wenn die Aktie, die man vorher analysiert hat, unterbewertet ist und im Verlauf der Zeit im Wert korrigiert wird.
Damit dies auch aufgeht, musst Du die Effizienzmarkthypothese (=die Märkte sind in unserem Fall effektiv, wenn sich der Wert der unbewerteten Aktie langfristig korrigiert) kennen und überzeugt sein, dass diese auch zutrifft. Ansonsten ergibt ja die Unternehmensbewertung keinen Sinn.
Du wirst in Deinem Job besser
Ein weiterer Vorteil der Aktienbewertung ist das Lernen. Dieses Gelernte kann man dann super auf sein eigenes Unternehmen übertragen oder falls Du Angestellter bist in das Unternehmen einbringen. Dein Unternehmen oder Chef wird es Dir auf jeden Fall danken.
Bei der Analyse lernst Du Dinge, wie die Wachstumschancen, Eigenkapital und Schulden, aber auch die Absicherung gegen starke Konkurrenten, kennen. Dieses Wissen kannst Du dann so weit wie möglich in Deinem eigenen Unternehmen oder in dem Unternehmen, in dem Du arbeitest anwenden. So wächst der Wert Deines Unternehmens oder Dein eigener Wert als Angestellter.
Du siehst also, Unternehmensbewertung hat spitzen Vorteile, die Du Dir ganz nebenbei zunutze machen kannst.
Wichtigste Kennzahlen, die Du kennen solltest
Bevor ich konkret zu ein paar Beispielmethoden zur Aktienbewertung komme, will ich Dir noch die wichtigsten Kennzahlen mit auf den Weg geben. Diese Kennzahlen solltest Du unbedingt kennen, wenn Du erfolgreich Unternehmen bewerten willst.
KGV – Das Kurs-Gewinn-Verhältnis
Starten wir gleich mit der am einfachsten festzustellenden Kennzahl zur Aktienbewertung → Dem KGV.
Das KGV gibt das Verhältnis vom Aktienkurs und dem Gewinn der Aktie an. Dies lässt sich auch ganz einfach berechnen, indem Du Dir einfach den aktuellen Aktienkurs schnappst und diesen durch den Gewinn (nicht der Wertzuwachs) teilst. Den Gewinn berechnest Du, indem Du den Gesamtgewinn des Unternehmens durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien teilst.
Das KGV an sich beschreibt auch, wie lange es dauert (in Jahren), bis die AG bei gleichbleibenden Gewinn, ihren Unternehmenswert verdienen würde.
Was Du aber dennoch niemals tun solltest, ist das KGV von Aktien unterschiedlicher Branchen zu vergleichen, das es auch stark von Branche zu Branche schwankt.
Wenn Du weiteres über das KGV erfahren willst, so lies Dir gerne unseren Artikel: Wie Du mit dem KGV Aktien kaufst durch.
KBV – Das Kurs-Buchwert-Verhältnis
Eine weitere sehr wichtige Kennzahl für die Aktienbewertung ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Das KBV gibt im Grunde genommen das Eigenkapital des Unternehmens wieder. Darunter zählen auch Lagerhallen, Maschinen …
Berechnen kannst Du das KBV ganz einfach, indem Du einfach das gesamte Eingenkapital der Firma durch die Anzahl der in Umlauf befindlichen Aktien teilst. Du erhältst jetzt vorerst das Eigenkapital pro Aktie als Ergebnis. Jetzt teilst Du einfach noch den aktuellen Aktienkurs, durch das zuvor berechnete Eigenkapital je Aktie und erhältst als das KBV.
Falls das berechnete KBV unter einen Wert von 1 sinkt, so kann man daraus ableiten, dass das Eigenkapital des Unternehmens somit mehr wert ist, als sein momentaner Aktienkurs. Es ergibt sich hier ein guter Zeitpunkt zum Einstieg bzw. zum Nachkaufen der Aktie.
Trotzdem hat das KBV auch einige Nachteile. Kritiker meinen, es sei leicht zu manipulieren. Es ist außerdem ungeeignet für junge Unternehmen und Start-Ups, welche noch kein großes Eigenkapital besitzen.
Aber auch trotz einiger Nachteile, kann und sollte man das KBV nicht immer aus den Augen lassen, denn gerade bei etablierten Bestandsunternehmen eignet es sich bestens.
KCV – Das Kurs-Cashflow-Verhältnis
Bevor wir zur Berechnung des Kurs-Cashflow-Verhältnisses kommen, sollten wir erst einmal klären, was der Cashflow überhaupt ist, denn ohne das zu wissen, bringt Dir auch diese Kennzahl nichts.
Kommen wir also jetzt zur Berechnung. Diese ist, wie bei den anderen Kennzahlen auch, relativ simpel. Du teilst einfach den derzeitigen Aktienkurs, durch den Cashflow pro Aktie teilst.
Hast Du ein KCV von unter 1 als Ergebnis, so kannst Du davon ausgehen, dass die Aktie unterbewertet ist.
Wie bei allen vorher vorgestellten Kennzahlen der Fundamentalanalyse, macht es auch hier Sinn, sich niemals auf eine einzige Kennzahl zu verlassen. Betrachte immer alles aus der „Vogelperspektive“ und prüfe ebenso weitere Kennzahlen.
Methoden zur Aktienbewertung
Nachdem Du nun die drei wichtigsten Kennzahlen kennst, will ich Dir jetzt noch eine Methode für die Praxis zeigen. Denn allein anhand von einer bis drei Kennzahlen kann man leider noch keine Aktie aussagekräftig bewerten. Diese Methode ist für Value Aktien bestimmt.
Praxisbeispiel: So bewertete Benjamin Graham Aktien
Wie bereits erwähnt, ist dies eine Strategie zur Bewertung von Value Aktien. Peter Graham (der Mentor von Warren Buffett) hat selbst nach diesen 7 Kriterien Aktien ausgewählt. Also eine perfekte Strategie, die Du sofort in die Praxis umsetzen kannst!
1. Kriterium: Das Unternehmen hat einen ausreichend hohen Umsatz
Wie fangen auch direkt mit einem extrem wichtigen Kriterium an. Denn ein ausreichend hoher Umsatz ist maßgeblich für die Sicherheit des Unternehmens.
Laut Benjamin Graham sollte man zu damaliger Zeit, nach den Value Kriterien, nur Unternehmen auswählen, die einen Mindestumsatz von 100.000.000 USD haben.
Rechnet man den Betrag auf heutige Sichtweise um, so erhält man einen Wert von knapp unter einer Milliarde USD. Beachte bitte diesen Fakt, wenn Du die Aktienbewertung bei möglichen Values vornimmst.
2. Kriterium: Geringes KGV
Was das KGV ist und wie Du es berechnest, haben wir ja bereits weiter oben geklärt.
Doch nun kommen wir zur Praxis! Denn laut Grahams Kriterien sollte eine Value Aktie niemals ein KGV von 15 übersteigen, wenn Du beabsichtigst diese zu kaufen.
3. Kriterium: Geringes KBV
Auch hier beim KBV kommen wir wieder zur Praxis, denn dieses sollte in unserem Fall den Wert 1,5 nicht übersteigen. Ansonsten fällt die mögliche Value Aktie gleich raus.
4. Kriterium: Kontinuierliche Gewinne
Auch dieser Faktor spielt wieder extrem auf die Sicherheit der möglichen Aktie. Natürlich im positiven Sinn.
Achte bei der Auswahl darauf, dass das Unternehmen in den letzten 10 Jahren stets schwarze Zahlen geschrieben hat (Gewinn erzielt hat) und nicht ein einziges Jahr Verluste erlitten hat (im Zeitraum von 10 Jahren).
5. Kriterium: Gut sichtbares Gewinnwachstum
Dieses Kriterium legte Graham seiner Zeit fest und es besagt, dass ein Unternehmen, welches fürs Value Investing interessant ist, seinen Gewinn in den letzten 10 Jahren um wenigstens 30 % erhöht haben sollte.
Beachte aber bei diesem Kriterium bitte unbedingt, zu welcher Zeit es festgelegt wurde. Aus heutiger Sicht, kann man das Ganze etwas lockerer sehen, da viele Unternehmen den Gewinn der Aktie künstlich „pushen“. Dies geschieht durch Aktienrückkäufe.
Vom heutigen Standpunkt aus gesehen, ist dieser Punkt also eher weniger relevant, trotzdem kann er aber als grobe Richtlinie dienen.
6. Kriterium: Dividendenausschüttung erfolgt häufig bzw. regelmäßig
Auch dieses Kriterium ist ausschlaggebend für eine finanziell stabile Lage des Unternehmens. Werden selten oder niemals Dividenden an die Aktionäre ausgezahlt, so kann es ein Indiz dafür sein, dass das Unternehmen finanziell gesehen „krank“ ist.
Es sollte also in den vergangenen 10 Jahren eine Steigerung oder zumindest eine gleichbleibende Dividendenausschüttung erfolgt sein. Ist dies nicht der Fall, ist die Aktie eher ungeeignet für das Value Investing.
7. Kriterium: Gesundes Gleichgewicht zwischen Schulden und Vermögen
Ja und hier ist der Punkt ebenso extrem wichtig, für eine gute finanzielle Lage des Unternehmens. Hier sollte das aktuelle Vermögen des Unternehmens wenigstens doppelt so hoch, wie seine Schulden sein, um für Dich infrage zu kommen. Bei den Schulden zählen sowohl kurzfristige, als auch langfristige herein.
Und jetzt?
Nachdem wir nun alle Kriterien von Benjamin Graham zur Aktienbewertung geklärt haben, gibt es jetzt nur noch eine wichtige Sache für Dich: Wende das Ganze konsequent an! Nur so wirst Du auch ins Handeln kommen, denn alles gelesen bringt nichts, wenn man es nicht anwendet.
Zur Erleichterung habe ich Dir hier noch ein paar Hilfen bereitgestellt, mit denen die Bewertung und Analyse möglicher Aktien leichter für Dich wird.
Ein super Buch zur Aktienbewertung: Von Benjamin Graham – Die Geheimnisse der Wertpapieranalyse, welches Du >hier< bestellen kannst!
Mit diesen Stock Screenern fällt es Dir leichter, potenzielle Aktien für die Bewertung und Analyse zu finden:
Fazit
Ich hoffe sehr, Dir mit diesem Beitrag weitergeholfen zu haben. Jetzt hast Du die wesentlichen „Grundtools“ um eine erfolgreiche Aktienbewertung durchzuführen, speziell natürlich für das Value Investing. Auch als absoluter Anfänger, wirst Du mit diesen Methoden spitzen Erfolge erzielen, die viele „erfahrene“ Anleger nicht haben, weil sie keiner konkreten Strategie folgen.
Hast Du noch Fragen, Wünsche oder Anregungen, so schreibe gerne ein Kommentar, wir freuen uns darüber.
Bis dahin noch eine „renditestarke“ Zeit!